Ein verlängertes Wochenende steht bevor. Das Wetter spielt mit: Erst am Sonntag (dem Tag der Rückfahrt) soll es sich verschlechtern. Eine gute Gelegenheit also einige wenige Klamotten einzupacken und einen Trip in die Ortenau zu unternehmen. Geplant sind ein Besuch der Städtchen Hausach, Hausach-Dorf und Gengenbach. Falls das Wetter, so wie vorhergesagt, mitspielt, habe ich mir eine Wanderung von Biberach an der Kinzig nach Burg Hohengeroldseck vorgenommen.
Mit Sack und Pack geht es am Mittwoch am Nachmittag los. Das Ziel ist eine gebuchte Unterkunft in Biberach i. K. (im Kinzigtal). Ein schönes Zimmer und ein leckeres Abendessen warten schon. Ich freue mich auf den kleinen Kurzurlaub. Eine Kamera darf natürlich nicht fehlen. Ich habe mich für die Panasonic Lumix DMC-FZ50 entschieden.
► Auf der B33 sollte man nach rechts und links - so wie der Verkehr es zulässt - die Augen schweifen lassen. Zwischen Hornberg und Niederwasser beispielsweise steht in der Nähe der Gutach ein wunderschönes uriges Schwarzwälder Bauernhaus.
Ich sehe mich nach einer günstig gelegenen Parkmöglichkeit um und mache hier meine ersten Aufnahmen auf diesem Kurztrip.
(INFO: Alle Bilder lassen sich durch Anklicken vergrößern)
Der Alte Schwarzwaldhof (auch Dritter Bauer genannt) in der Nähe der Gutach:
Nach einem guten Frühstück geht es am nächsten Tag nach Hausach und Hausach-Dorf. Beide Örtlichkeiten liegen in der Ortenau im Kinzigtal.
Hier möchte ich die Störche fotografieren. Viele Storchenpaare haben auf allen möglichen Bereichen des Kirchendaches ihre Nester gebaut, bringen dort ihre Jungen zur Welt und ziehen diese auf. Es macht Spaß ihnen zuzuschauen. Es ist ein ständiges Ausfliegen und Landen. Zwischendurch wird kräftig geklappert. Ein Elternteil ist stetig in der Nähe seiner Zöglinge. Alle möglichen Plätze auf dem Dach der Stadtkirche sind belegt. Die Storchenkolonie hat sich einen schönen Ort ausgesucht. Weit oben sind sie geschützt und haben einen wunderbaren Blick auf die umliegende Landschaft.
Ich schaue mich nach einer Position um, um die Vogeltiere zu fotografieren. Eine ganze Weile bleibe ich dort und beobachte neugierig einen Abschnitt ihres täglichen Lebens.
Die Störche in Hausach:
Nach einer Weile führt mich mein Weg weiter nach Hausach-Dorf.
In der Region des Hauserbachtals wurde schon im 15. Jh. Bergbau betrieben. Fast 300 Bergleute waren dort beschäftigt. Es wurde vornehmlich Silbererz abgebaut. Die Dorfkirche St. Mauritius ist eng mit dem Bergbau verbunden. Sie gehört zu den ältesten Bauwerken im Kinzigtal und ist eine der schönsten alten Dorfkirchen Deutschlands. Erstmals wurde dieses Gotteshaus im Jahre 1148 erwähnt.
Aufgrund des aufkommenden Bergbaus wurde
St. Mauritius 1515 erweitert und erhielt so die heutige Form.
Auch das Dach der Dorfkirche ist ein beliebter Nistplatz der Störche. Einige wenige Jungvögel werden zurzeit hier aufgezogen...
Die Störche in Hausach-Dorf:
Nach den Besuchen von Hausach und Hausach-Dorf steht am nächsten Tag die Tour nach Gengenbach an.
Die ehemalige Reichsstadt Gengenbach liegt im Kinzigtal und ist ca. 10 km von Offenburg entfernt.
Diese wunderschöne Stadt in der Ortenau kann auf eine lange Geschichte zurückblicken:
Die Ursprünge der Stadt Gengenbach reichen bis in die Römerzeit zurück. Beim Bau der Militärstraße durch das Kinzigtal nach Rottweil in den Jahren 73/74 nach Christus unter Kaiser Vespasian legten die Römer auf dem Gengenbacher „Bergle“, wo heute die Jakobskapelle steht, vermutlich eine Sicherungs-, Verpflegungs- und Übernachtungsstation an. Bis 1811stand dort eine römische Bildsäule mit der Aufschrift „Dem höchsten und besten Gotte Jupiter“.
1974 legten Archäologen auf der Gengenbacher Gemarkung einen römischen Ziegelofen frei.
Der Reichenauer Abt Pirmin gründete um 725 das Kloster Gengenbach, dessen Grundherrschaft vom Schwiegenstein zwischen Haslach und Hausach bis zum Ausgang des Kinzigtals vor Ohlsbach reichte. Im Jahre 1007 schenkte der damalige Klosterherr Kaiser Heinrich II. (1002-1024) die Gengenbacher Abtei dem Bistum von Bamberg; das Bistum blieb bis zu deren Aufhebung 1803 ihr Klosterherr. Ausgehend vom Kloster entstanden in den umliegenden Tälern Haigerach, Ohlsbach und Reichenbach zur Versorgung der Mönche die ersten Bauernhöfe. Im Laufe der Zeit wurden auch Hüttersbach, Einach, Dantersbach, Schwaibach, Hetzental, Strohbach, Fußbach, Bermersbach, Wingerbach und Schönberg landwirtschaftlich erschlossen.
Im Rahmen der großen mittelalterlichen Stadtgründungswelle vom 12. bis 14. Jahrhundert, die der Sicherung und Versorgung der jeweils regierenden Herrschaft diente, gründete das Kloster unter seinem Abt Gotfried um 1230 die Stadt Gengenbach, die planmäßig mit den noch heute das Stadtbild prägenden Mauern, Türmen und Toren angelegt wurde. Diese dienten dem Schutz der darin lebenden Bevölkerung. Die außerhalb des Klosterbezirks für das vom Kloster aus besiedelte Gebiet entstandene Leutkirche, die dem heiligen Martin geweiht ist, wurde zur Gengenbacher Stadtkirche. 1360 wurde Gengenbach zu einer der später so genannten Reichsstädte, die als autonome Stadtgemeinde des Heiligen Römischen Reiches allein dem Kaiser unterstand.
Das Gengenbacher Wappen hatte ursprünglich ein rotes Schild, darin einen gebogenen weißen oder silberfarbigen Lachs (Gangfisch oder Forche genannt). Am 28. März 1505 erhielt die Stadt von Kaiser Maximilian I. ein neues Wappen mit einem weißen oder silberfarbenen Schild mit einem aufrechten schwarzen Adler und ausgestreckten Flügeln, an dessen Brust das alte Wappen angebracht ist. Seit dieser Zeit befand sich auf dem städtischen Siegel die Umschrift "Sigillum cancellariae civitatis imperialis de Gengenbach" (Kanzleisiegel der Reichsstadt Gengenbach).
Im 16. Jahrhundert setzte Graf Wilhelm von Fürstenberg als Kastvogt der Abtei die Reformation in Gengenbach durch. Die neuen protestantischen Geistlichen gaben 1545 den gedruckten „Gengenbacher Katechismus“ zur Bekehrung der Bevölkerung heraus. Trotz all seiner Bemühungen gelang es dem Grafen Wilhelm jedoch nicht, sein eigentliches Ziel, sein Kinzigtäler Herrschaftsgebiet um das Gebiet des Gengenbacher Klosters zu erweitern, zu erreichen.
Nachdem es bereits im Laufe des 30-jährigen Krieges zu mehreren Belagerungen der Stadt Gengenbach gekommen war, so 1634 und 1643, die zu großen Schäden führten, brannten 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg fast alle Gebäude der Stadt ab. Die bei Offenburg liegende französische Armee hatte von König Ludwig XIV. den Befehl erhalten, alle Städte der Umgebung zu zerstören. Im 18. Jahrhundert blieb Gengenbach weitgehend von kriegerischen Ereignissen verschont und entwickelte sich zu neuer Blüte. Doch genau 100 Jahre nach ihrer kriegsbedingten Zerstörung brach 1789 zur Fastnachtszeit ein großes Feuer aus, dem 50 Häuser zum Opfer fielen. Noch heute zeugt der Straßenname „Feuergasse“ davon. Auch die Folgen der französischen Revolution griffen zeitweise auf Gengenbach über. Im Rahmen der Neuordnung Europas durch Napoléon I. endete Gengenbachs Geschichte als Reichsstadt 1803 mit der Eingliederung in das neu gegründete Großherzogtum Baden. Es entstand der großherzoglich-badische Amtsbezirk Gengenbach, der 1872 zum Bezirksamt Offenburg (seit 1939 Landkreis Offenburg) kam. Seit 1973 gehört Gengenbach zu dem aus den ehemaligen Kreisen Offenburg, Kehl, Lahr, Bühl und Wolfach gebildeten Ortenaukreis.
Der Verlust der Hoheits- und Gerichtsrechte, die Abtrennung der Landstäbe und die Beschränkung auf ein kleines Stadtgebiet zerstörten das über die Jahrhunderte hinweg gewachsene ausgewogene Wirtschaftsgefüge und die Finanzen der Stadt. Von diesem großen Einschnitt erholte sich Gengenbach im 19. Jahrhundert nur langsam. Erst die zunehmende Industrialisierung brachte der Stadt neue Einnahmenquellen und längerfristige Stabilität und Sicherheit. Die Stadt profitierte auch von der zwischen 1805 und 1838 durchgeführten Kinzigregulierung nach den Plänen des badischen Ingenieurs Johann Gottfried Tulla, durch die im Tal neue Flächen für die landwirtschaftliche und industrielle Nutzung entstanden. Dies ermöglichte auch den Bau neuer Verkehrswege. 1866 entstand der Bahnhof Gengenbach an der Eisenbahnstrecke von Offenburg bis Hausach, die 1873 über den Schwarzwald bis nach Konstanz verlängert wurde. Durch Wehre und Kanäle konnte nun außerdem die Kinzig in erhöhtem Maße zur Strom- und Krafterzeugung für Industriebetriebe genutzt werden. Auf der anderen Seite sorgte der industrielle und verkehrliche Fortschritt aber auch dafür, dass beispielsweise die Flößerei, die über Jahrhunderte hinweg für den Holztransport aus dem Schwarzwald hin zum Rhein und weiter bis nach Holland sorgte, 1895 ganz zum Erliegen kam.
In der durch das Kloster, mit Ausnahme der Reformationszeit, katholisch geprägten Stadt gab es bereits im 14. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde. Die heutige Engelgasse, die direkt an der Stadtmauer liegt und durch ihre zahlreichen Fachwerkbauten bekannt ist, hieß bis 1877 „Judengasse“, in der die Gengenbacher Juden lebten und arbeiteten. 1895 wurde in Gengenbach eine jüdische Filialgemeinde der jüdischen Gemeinde Offenburg gegründet. Von 1903 bis 1934 befand sich ihr Gebetsraum im zweiten Stock des alten Kaufhauses am Marktplatz. Viele der 30 jüdischen Bewohner, die 1933 hier noch lebten, verließen die Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus. Zehn Gengenbacher Juden fielen dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer.
Die Entwicklung der Stadt Gengenbach nach dem 2. Weltkrieg zu einem überregional bedeutenden Industrie- und Bildungsstandort und die Bewahrung ihres historisch geprägten und bereits seit 1905 mit einer Gestaltungssatzung geschützten Altstadtkerns ist unter anderem ein Verdienst des langjährigen Gengenbacher Bürgermeisters Erhard Schrempp (1910-1970) und des seit 1943 hier wohnenden Schriftstellers Otto Ernst Sutter (1884-1970). Im Rahmen der baden-württembergischen Gebietsreform wurden die ehemals selbstständigen Gemeinden Schwaibach, Bermersbach und Reichenbach in den Jahren 1971 bzw. 1975 nach Gengenbach eingemeindet.
(Fotografien u.Text/Quelle: https://www.stadt-gengenbach.de/unsere-stadt/geschichte von Frank Schrader)
Bei wunderschönem Wetter konnte ich mich in der Stadt in Ruhe umschauen und habe eine Vielzahl von Bildern aufgenommen. In einem etwas abseits gelegenen älteren Cafè habe ich mit einem Stück Kuchen und einer leckeren Tasse Tee meinen Aufenthalt in Gengenbach abgerundet.
Die Stadt Gengenbach heute:
(INFO: Die Bilder lassen sich durch Anklicken des Kreuzes vergrößern. Nicht alle Fotos wurden mit Bildunterschriften versehen.
Anmerkung: Der Röhrbrunnen sowie das Rathaus wurden nicht frontal aufgenommen, da Holzstände für ein Fest aufgebaut waren und diese eine uneingeschränkte Sicht auf beide Fotomotive verhinderten.)
Für Zweiradenthusiasten: Vespa-Roller & Motorrad mit Beiwagen in Gengenbach
(In Farbe, SW- bzw. Farbfilterbearbeitung)
Als ich aus dem Cafè herauskomme, sehe ich, dass sich das Wetter allmählich ändert: Der Himmel ist bedeckt und ein wenig milchig. Ein leichter Wind weht. Ich entschließe mich zur Unterkunft nach Biberach i.K. zurückzufahren. Eine kleine Landstraße schlängelt sich durch die Ortschaften und führt mich durch die hiesige wunderschöne Schwarzwälder Landschaft. Auf der Fahrt entdecke ich in der Nähe der Eisenbahnlinie ein Gewässer, das ein wenig versteckt liegt. Ich bin neugierig und halte an.
Mir offenbart sich eine interessante Wasserlandschaft. Sträucher, Wassergräser und umgestürzte Weiden bieten idealen Schutz für die dortigen Lebewesen. Libellen, meist Prachtlibellen, fühlen sich hier wohl. Zurzeit blüht der Blutweiderich und zieht mit seinen lila-rosafarbenen Blüten viele Wildbienenarten und diverse andere Insekten an. Stockenten und Blässhühner paddeln gemütlich auf dem Wasser. Als sie mich entdecken, schwimmen sie geschwind in Gefilde hinein, wo man sie nicht mehr sehen kann. Schade, aber verständlich. Schließlich wollen sie ihre Ruhe haben.
Ich halte mich für eine kurze Zeit in diesem Areal auf und mache einige Aufnahmen....
Das versteckte Natur-Kleinod:
Am letzten Tag dieses Kurztrips habe ich mir eine Wanderung vorgenommen. Es ist ein Rundweg, der von Biberach i.K. nach Burg Hohengeroldseck führt. Von dort aus geht es zum Ausgangspunkt über die Rückseite des Berges zurück.
Die Wettervorhersagen sind leider nicht sehr gut. Ab Mittag soll es bereits anfangen zu regnen. Ich entschließe mich also früh loszuziehen. Die Strecke ist ca. 10 km lang. Sie führt durch wunderschöne Täler. Vereinzelt stehen hier und da Häuser, die die hiesige typische Schwarzwälder Bauweise aufweisen. Bis zur Sichtung der Burg geht es stets bergauf. Der Waldpfad schlängelt sich mitunter durch waldige Abschnitte. Hier säumen Margeriten, Gräser, Farne, Fingerhut und Gemeine Malven den Weg. Ab und an begegnet man auf dem Pfad Mistkäfern, die nach den besten Futterplätzen ringen oder Weinbergschnecken, die gemütlich ihres Weges schleichen. Beim Anblick eines Fremden ziehen sie sich sofort in ihr Schneckenhaus zurück.
Zu Beginn der Tour wechseln sich Sonne und Wolken noch ab. Es wird jedoch im Laufe des Tages immer windiger. Graue Wolken erobern das Firmament. Ich hoffe sehr, dass ich einigermaßen trocken die Unterkunft erreichen werde....
Nach ca. einer guten Stunde erblicke ich die Burgruine. ►
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Die Burg wurde im 13.Jh. als Mehrfamilienburg erbaut und fertiggestellt. Sie war Stamm- und Verwaltungssitz des Geroldsecker Geschlechts.
Es ist noch das "alte Hus" erhalten. Es handelt sich um ein Palas von 26 m Höhe. Innen haben die Längsseiten eine Länge von 15 m. Der Felsen und der Palas sind rund 33 m hoch. Vom "neuen Hus" sind nur noch einzelne Mauerreste erkennbar. Die Wasserversorgung der Burg war zur damaligen Zeit ein Meisterwerk: Man hatte einen 65 m tiefen Brunnenschacht gesprengt. Über das Brunnenhaus baute man eine Verteidigungsanlage. Da es nur durch den oberen Burghof erreichbar war, war es vor Angriffen sehr gut geschützt.
Die Burg wurde insgesamt dreimal belagert. 1689 wurde sie durch die Franzosen zerstört. Sie brannte völlig aus.
Die Burgruine kann man von der Passhöhe auf dem Schönberg über den Geroldsecker-Burgpfad erreichen. Jedes Jahr im September (am ersten Wochenende) findet hier ein Burgfest statt.
Da das Wetter zusehends schlechter wird, entschließe ich mich, den Burgpfad nicht hinauf zu gehen. Ich werde ein anderes Mal die Burg besichtigen. Einige Regentropfen erreichen die Erde. Es wird Zeit, sich auf den Weg zur Unterkunft zu machen. Schließlich wird es noch eine weitere Stunde dauern, bis ich diese erreichen werde.
Als ich in Biberach i.K. ankomme, regnet es. Es war ein schöner Rundpfad und trotz des einsetzenden Regens habe ich noch Glück gehabt: Als ich nach einer Dusche aus dem Fenster schaue, regnet es in Strömen.
Eindrücke des Rundgangs nach Burg Hohengeroldseck:
Es ist Sonntag, der Tag der Rückfahrt. Der Blick aus dem Fenster zeigt von dicken Regenwolken umhüllte Schwarzwaldberge. Die letzten Tage sind wie im Fluge vergangen. Es war ein schöner Kurzurlaub. Man muss nicht weit fahren, um Schönes zu sehen und zu erleben.
Mit neuen wundervollen Eindrücken trete ich glücklich die Heimreise an....
Zusatzaufnahmen:
Fotos von Hausach-Dorf & Gengenbach in SW bzw. mit Farbfilterung:
(INFO: Bilder lassen sich durch Anklicken auf das Kreuz in der Mitte vergrößern. Nicht alle Bilder wurden mit Bildunterschriften versehen.)