Am Krebsgraben (VS) - Biberland Schwarzwald Teil 1

Biberland in der Nähe von Villingen-Schwenningen
Biberland in der Nähe von Villingen-Schwenningen

 

 

 

 

 

 

 

Ich bin am Krebsgraben bei Villingen-Schwenningen unterwegs. Dieses fließende Gewässer ist ein linker Zufluss der Brigach.

Hier bin ich dem Biber auf der Spur.

 

Zunächst aber Wissenswertes über den großen Nager....

 

 

 

 

 

 

 

 

Einige interessante Fakten über den Biber

 

Die Biberkelle

 

Der breite, flache und mit schuppenartigen Hornplättchen besetzte Schwanz des Bibers, die Kelle, ist ein echtes Multifunktionsorgan: Sie ist Steuer und Ruder beim Schwimmen, Stütze beim Sitzen und Fettspeicher im Winter. Bei Gefahr klatscht der Biber damit auf die Wasseroberfläche, um seine Artgenossen zu warnen. Und an heißen Tagen verschafft er sich damit Abkühlung – indem er sie ins kalte Wasser hält.

 

 

Wo gehobelt wird, fallen Späne

 

Biber fällen Bäume. Dabei sitzen sie auf den Hinterbeinen und benagen Bäume etwa einen halben Meter über dem Boden, quer zum Stamm. Mit den oberen Schneidezähnen haken sie in die Rinde und mit den unteren wird geraspelt. So entstehen zwei parallele, knapp 10 mm breite Rillen, rund um den ganzen Stamm – die typische „Sanduhr-Form“.

 

Biber - Merkmale

 

Das größte Nagetier Deutschlands ist mit seinem Körper perfekt an den Lebensraum Wasser angepasst, obwohl es nur ein paar Stunden täglich dort verbringt.
Seine Gestalt ist stromlinienförmig, um den Energieverbrauch im Wasser zu reduzieren. Der kompakte Körperbau besitzt ein sehr gutes Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen, wodurch weniger Wärme verloren geht. An Land wirkt der Biber oft plump und unbeholfen. Aber seine schnellen Sprints und Kletterkünste sind nicht zu unterschätzen, das Erklimmen von Steilufern bereitet ihm keine Probleme.

 

Dichter Pelz

 

Das Fell des Bibers ist eines der dichtesten im Tierreich und in der Regel hell- bis dunkelbraun gefärbt. Es besteht aus zwei Haartypen: den oberen langen Grannenhaaren und der dichten Unterwolle. Dazwischen bildet sich eine isolierende Luftschicht, die als Wärmeschutz und Auftrieb beim Schwimmen dient. Ein Biber besitzt bis zu 23.000 Haare pro Quadratzentimeter.
Das Fell braucht eine ausgiebige Pflege, damit es vor Nässe und Kälte schützen kann. Daher wird es regelmäßig mit einer speziellen Putzkralle (Doppelkralle) an der zweiten Zehe der Hinterfüße gekämmt und mit einem öligen Analsekret eingefettet, um es wasserabweisend zu machen.

 

Nagezähne

 

Der Biber besitzt je zwei Schneidezähne im Ober- und Unterkiefer, die bis zu dreieinhalb Zentimeter lang sind und nie aufhören zu wachsen. Der Zahnschmelz auf der Zahnvorderseite ist eisenoxidhaltig, daher orange und sehr hart – im Gegensatz zum Zahnschmelz auf der Zahninnenseite. Indem die harte vordere Zahnseite der unteren Zähne den weicheren inneren Zahnschmelz der oberen Zähne beim Nagen abschleift, werden die Zähne ständig geschärft. Eine kräftige Kiefermuskulatur ermöglicht die nötige Beißkraft für das Fällen von Bäumen. Da Biber zwischen Schneide- und Backenzähnen eine Lücke besitzen, können sie ihre Lippen zurückziehen und damit den Mundraum vollständig schließen. So kann beim Tauchen kein Wasser in den Mund gelangen und die Tiere können unter Wasser fressen.

 

Sinnesorgane

 

Augen, Nase und die kleinen Ohren liegen hoch am Kopf auf einer Linie. Beim Schwimmen kann der Biber somit fast vollständig abtauchen und nur den oberen Teil des Kopfes über Wasser halten. Dadurch kann er Gefahren rechtzeitig wahrnehmen, ohne selbst entdeckt zu werden. Biber können bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben, Nase und Ohren sind dabei verschlossen und die Augen werden durch ein zusätzliches Augenlid geschützt. Während der Hör- und Geruchssinn sehr gut ausgebildet sind, können Biber nur sehr schwach Grauschattierungen im Nahbereich sehen. Mit Hilfe von Tasthaaren an der Schnauze können sich die Tiere im trüben Wasser und beim Eintauchen in die Biberburg orientieren.

 

Lebensweise

 

Der dämmerungs- und nachtaktive Biber gestaltet seine Umwelt so umfangreich wie kaum eine andere Tierart. Damit schafft er eine Vielfalt an Lebensräumen und Strukturen und trägt wesentlich zur Dynamik von Gewässerlandschaften bei. Die vom Biber gestalteten Flüsse bieten den besten Hochwasserschutz. Als ausgesprochenes Familientier lebt er in Biberbauen, die auf verschiedene Weise errichtet werden können und immer einen sogenannten Wohnkessel und einen Eingang unter Wasser haben.

 

Landschaftsgestalter

 

Biber fällen Bäume, um an Nahrung zu gelangen und Dämme und Burgen zu bauen. Als Vegetarier fressen sie die schmackhaften jungen Zweige und Knospen hoch oben aus den Baumkronen sowie im Winter die Rinde. Sie bevorzugen Weichhölzer wie Weiden und Pappeln. Diese schnellwachsenden Pionierarten treiben nach kurzer Zeit wieder aus und auf den freien Flächen können sich durch den Kahlschlag licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Aus den größeren Ästen bauen sich die Biber ihre Burg. Zum Schutz vor Feinden liegt der Eingang immer unter Wasser. Wenn der Wasserstand nicht ausreicht oder zu stark schwankt, baut der Biber Dämme, um den Pegel zu erhöhen und konstant zu halten. Dadurch vergrößert sich die Wasseroberfläche und die Fließgeschwindigkeit verringert sich. Mit diesen sogenannten Biberteichen schaffen die Tiere wichtige Lebensräume für viele Pflanzen, Fische, Amphibien, Insekten und Vögel. Nebenbei werden die Ufer befestigt, Überschwemmungen abgemildert und der Versandung von Flüssen wird vorgebeugt. Bäume und Stämme, die der Biber liegen lässt, schaffen wichtige Totholz-Lebensräume.

Gesellige Familienbande

 

Biber leben in Familienverbänden, die in der Regel aus den Elterntieren und den letzten zwei Jungtiergenerationen bestehen. Zwischen April und Juni bringt das Weibchen ein bis vier Junge zur Welt. Die ältesten geschlechtsreifen Biber müssen nun das elterliche Revier verlassen. Die Jungen bleiben im ersten Monat im sicheren Wohnkessel der Biberburg, dem zentralen Mittelpunkt der Familie. Der Nachwuchs wird von den Eltern und den älteren Geschwistern aufgezogen. Die Familie legt meist mehrere verschiedene Wohnbaue an: vom einfachen Erdbau bis zur vollständig von Wasser umgebenen Biberburg. Die Wohnkessel sind etwa 30 bis 40 Zentimeter tief und haben einen Durchmesser von rund einem Meter. Alte Baue können eine Breite von über zehn Metern erreichen und besitzen mehrere Eingänge und Kessel. Zusätzlich gräbt der Biber im Revier verteilt unterschiedliche Röhren. Sie dienen als Fluchtwege, verbinden zwei nebeneinander liegende Gewässer oder bieten einen versteckten Ausstieg. Das Revier wird von allen Familienmitgliedern mit Bibergeil, einem öligen Sekret aus Drüsen am Hinterkörper, markiert und verteidigt.

Im Biberrevier

Biber leben bevorzugt in langsam fließenden und stehenden Gewässern mit weichen Gehölzarten in Ufernähe. Ihre Ausbreitung zeigt jedoch, dass sie in ihrer Lebensraumwahl sehr flexibel sind, da sie die Landschaft einfach nach ihren Ansprüchen umgestalten können. Es sind nur wenige Ansprüche, die der Biber an ein Gewässer stellt: Es muss ausreichend tief sein, damit der Biber darin schwimmen und tauchen kann und damit das Wasser im Winter nicht bis auf den Grund zufriert. Das Ufer muss zum Graben geeignet sein, damit Baue und Röhren angelegt werden können. Die wichtigste Voraussetzung sind jedoch Bäume als Nahrungsquelle.
Die Reviergröße ist abhängig von der Menge an Gehölzen und erstreckt sich in der Regel über eine Länge von 1 bis 5 Kilometern am Ufer entlang. Da Biber auf das Wasser angewiesen sind, nutzen sie die Uferstreifen nur bis zu 50 Meter ins Landinnere hinein. Die Nähe von Menschen macht dem Biber nichts aus, für die dauerhafte Besiedelung ist es nur wichtig, dass die Menge an gefällten Bäumen im Jahr wieder nachwachsen kann.


(Quelle Text: https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/biber)

 

 

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Pssst, ..... hier schläft gerade jemand
Pssst, ..... hier schläft gerade jemand

 

Zwischen dem Mönchsee und der St. Georgener Straße in Villingen schlängelt sich der Krebsgraben durch das Gebiet. Unterhalb der ehemaligen Jugendherberge befindet sich ein Teich, der für den Hochwasserschutz als Wasserrückhaltebecken dient. Dieser wurde 2019 aufwendig saniert.

 

(Info: Alle Fotos (bis auf das Biberfoto) wurden mit einer Pentax K20 D gemacht. Sie lassen sich per Anklicken vergrößern.

Folgendes Objektiv wurde genutzt: SMC Pentax-DA 1:3,5-5,6 18-55mm AL)

 

Der Teich unterhalb der Jugendherberge:

 

 

Nach dem Anblick dieser wunderschönen Natur, mache ich mich bachaufwärts Richtung Mönchsee auf den Weg. Hier liegen in der Landschaft eingebettet zwei weitere Rückhaltebecken. Undichtigkeiten an den dort angelegten Dämmen mussten behoben werden. Teilweise waren die typischen "architektonischen" Umgrabungsarbeiten des Bibers mit dafür verantwortlich. Die aufwendige und kostenintensive Sanierung, um den Hochwasserschutz weiterhin gewährleisten zu können, wurde im Jahr 2023 vollzogen.

Durch die kalte Jahreszeit kann ich mich, wo normalerweise dichtes Gestrüpp und Gräser wachsen, nah an den Bachlauf begeben, um Aufnahmen zu machen. Es ist eine völlig andere Welt, in die man eintaucht: Wild und unaufgeräumt, naturbelassen halt. Da der Biber genug Nahrung findet, wundert es einen nicht, dass er sich pudelwohl fühlt und er hier seine Zelte aufgeschlagen hat.

 

Eine sich selbst überlassene Gewässerlandschaft:

 

 

Ich folge dem Bachlauf bis zu einer Fläche, wo die Spuren des Nagers offensichtlich sind. 

Das Gebiet ist durch die starken Regenfälle überflutet. Zum Teil sinkt man ein.

 

 

Ich nehme nach einiger Zeit des Umherschauens den gleichen Weg in umgekehrter Richtung und laufe nach Villingen zu meinem Ausgangspunkt zurück. Ich bin bestimmt nicht zum letzten Mal hier gewesen, denn ich bin sehr neugierig, was der Biber weiter so treiben wird. Zudem sind zwei kleinere interessante Bäche in der Nähe wie der Lettenbrunnengraben oder der Fesenmöslegraben, die ich gerne kennenlernen und entdecken möchte.

 


 

Ein paar Gedankengänge zum Schluss:

 

Ohne Konflikte bleibt das Zusammenleben zwischen Biber und Mensch nicht. Wo die Nutzungsansprüche des Bibers mit denen des Menschen zusammentreffen, gibt es immer Schwierigkeiten. Dies sieht man hier Vorort deutlich, wo der Nager durch seine Arbeiten für die Undichtigkeiten der Dämme an den Rückhaltebecken für den Hochwasserschutz mit verantwortlich gemacht wird und nun eine größere Geldsumme für die Sanierung durch die Stadt Villingen-Schwenningen aufgebracht werden musste.

Eine Frage sei jedoch erlaubt: Was müsste die Pflanzen- und Tierwelt für unsere Schäden, die wir als Mensch anrichten, aufbringen, um diese wieder gerade zu biegen?

Ein Umdenken des Menschen zu Toleranz, Akzeptanz, Rücksichtnahme und Empathie ist von Nöten - auch sich selbst gegenüber-, um diese Welt wieder ins Lot zu bringen. Tiere und Pflanzen bezahlen jetzt schon häufig mit ihrem Leben, das mindestens genauso wertvoll ist wie das unsrige.

Hoffentlich erfolgt dieser Wendepunkt bald...

 

 

Karte zur Orientierung:

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